Damals stand das halbe Dorf meterhoch unter Wasser. Drei Einfamilienhäuser wurden einfach weggerissen von der braunen Brühe. Ein Bewohner musste eine ganze Nacht auf einem Baum ausharren, um nicht von dem reißenden Strom, der sich talwärts bewegte, mitgerissen zu werden. Die rund 500 Einwohner von Insul standen unter Schock, als sie das Ausmaß der Flutwelle erkannten.
Doch der Schock war schnell überwunden. „Hier hat jeder mit angepackt – Einwohner, Menschen aus den Nachbarorten, wildfremde Menschen aus ganz Deutschland waren als Fluthelfer im Einsatz“, erinnert sich Neiss. Und als das Schlammschippen und Müll-Beseitigen beendet war, begann auch schon der Wiederaufbau.
Mehr als zwei Millionen Euro allein für kommunale Infrastruktur verbaut
Und dabei gesellte sich zur Entschlossenheit von Bürgermeister Neiss und seinem Gemeinderat auch eine Portion Glück. Die Baufirma Krämer aus Kelberg kam als Ersthelfer und blieb zum Aufbau. „Zudem hatten wir einen guten Draht zu einem Ingenieurbüro, und das Bauamt der Verbandsgemeinde Adenau genehmigte die eingereichten Bauanträge im Eiltempo.“ So konnten zerstörte Straßen, Bürgersteige, Plätze schon nach kurzer Zeit aufgebaut werden. Mehr als zwei Millionen Euro aus dem Aufbaufonds von Bund und Ländern wurden in den vergangenen 23 Monaten in Insul für die kommunale Infrastruktur verbaut.
Und auch die Privaten richteten im Rekordtempo Häuser, Gärten und Vorgärten wieder her. Wer eine Elementarversicherung hatte, rechnete mit seiner Assekuranz ab. Nichtversicherte erhielten finanzielle Unterstützung aus dem staatlichen Fonds von Bund und Ländern, der ihnen 80 Prozent der Aufbaukosten ersetzte. Wo noch Geld fehlte, konnte die Verbandsgemeinde aus dem Spendentopf für Flutopfer helfen. In Insul waren das fast 2,5 Millionen Euro. „Heute sind die Menschen nahezu alle wieder zurück in ihren Häusern oder schon in den neu gebauten Häusern. Insgesamt acht Gebäude mussten abgerissen werden, zwei Familien haben das Dorf verlassen“, erklärt Neiss.
Aus Spenden finanziert ist auch der neue Spielplatz im Überdorf, wie die Insuler ihren Ortsteil links der Ahr nennen. Der alte wurde bei der Flut im Juli 2021 komplett zerstört. Die Gemeinde hat sich beim Neubau dazu entschieden, den Spielplatz möglichst zentral anzulegen. „Wir wollen die Kinder ins Dorf holen", begründet der Bürgermeister die Entscheidung. Eine Entscheidung, die richtig war, wie Neiss beobachtet. „Der Platz wird sehr gut angenommen.“
Nachhaltige Sanierung von Häusern
Über das Tempo des Wiederaufbaus freut sich auch Nicole Steingaß, Staatssekretärin im Innenministerium und Wiederaufbaubeauftragte der Landesregierung für die Naturkatastrophe 2021 in Rheinland-Pfalz. Mehrfach war sie in den vergangenen Monaten in Insul, traf sich mit betroffenen Bürgern, Bürgermeister und Gemeinderat. „Mit dem staatlich finanzierten Hilfsgeld waren die schnellen Fortschritte möglich“, so die Leiterin der Wiederaufbauabteilung. Lobenswert sei auch, dass die Menschen ihre Häuser energetisch nachhaltig sanieren würden.
Nachhaltig sein sollen auch die weiteren Investitionen, die mit Hilfe des Wiederaufbaufonds von Bund und Ländern in Insul entstehen. Der Ahrradweg kommt auf die Infrastrukturtrasse, die von Dernau bis Schuld verlegt ist und Leitungen für Wasser, Abwasser, Gas und Glasfaser unter sich trägt.
Ein Vorzeigeprojekt wird der Sportplatz von Insul. Er wird der erste interkommunale Sportplatz im Kreis Ahrweiler, einer, der von Sportlern aus Schuld, Dümpelfeld und Insul genutzt wird. 3,8 Millionen Euro soll er kosten und schon im Oktober fertig sein.
Dorfplatz soll bis Oktober fertig sein
Bis Oktober wird auch der neue Dorfplatz fertig sein und gleich einer Belastungsprobe ausgesetzt. Denn nach Corona und Flut wird vom 13. bis 15. Oktober das legendäre Insuler Oktoberfest gefeiert. Das lockte bis zur Pandemie jährlich Tausende Junggesellen und Junggesellinnen aus Nah und Fern an.
Und dann bliebe tatsächlich nur noch die neue Brücke als letzte Baumaßnahme. Geplanter Baubeginn laut Bürgermeister Erwin Neiss: „2024!“