| Wiederaufbau

So geht es mit dem Wiederaufbau in Trier und im Kreis Trier-Saarburg voran

Mehr als 30 Millionen Euro sind bereits an Betroffene der Naturkatastrophe im Jahr 2021 in Trier und im Kreis Trier-Saarburg geflossen. Jetzt haben sich Vertreter der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) vor Ort ein Bild vom Wiederaufbau gemacht. Der Trierische Volksfreund berichtet.
Hausbesuch von ISB und Diakonie-Fluthilfe in Ehrang: Mirjam Erbes (links) im Gespräch mit Hans-Peter Behr. Mihaela Milanowa, Andrea Martini, Folker Graz und Carsten Stumpenhorst lauschen interessiert.
Hausbesuch von ISB und Diakonie-Fluthilfe in Ehrang: Mirjam Erbes (links) im Gespräch mit Hans-Peter Behr. Mihaela Milanowa, Andrea Martini, Folker Graz und Carsten Stumpenhorst lauschen interessiert.

Hochwasseropfer brauchen noch immer Hilfe

Mehr als 30 Millionen Euro Fluthilfe sind bereits an Hochwasseropfer in Trier und im Kreis Trier-Saarburg geflossen. Wie Betroffene noch Unterstützung bekommen können.

Von Rainer Neubert, Trierischer Volksfreund

Trier-Ehrang/Kordel. Die aus Eisen geschmiedete Jahreszahl ist auf dem Haus von Hans-Peter Behr am Kirchplatz in Ehrang zu lesen: 1793. Zwei Jahre nach der großen Flut, als das Wasser hier über einen Meter hoch stand, ist dem Gebäude nicht mehr anzusehen, wie stark es beschädigt war. „Kommen Sie herein und schauen Sie es sich an“, sagt der 81-Jährige, als die Delegation der Diakonie Katastrophenhilfe und der Landesbank ISB (Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz) vor dem alten Haus Halt macht.

Die ISB ist für Erstattung von Hochwasser-Schäden an Gebäuden zuständig. Folker Graz und seine Kollegin Mirjam Erbes sind an diesem Tag nach Ehrang gekommen, um sich vor Ort vom Fluthilfeteam der Diakonie zeigen zu lassen, wie geholfen wurde und was noch zu tun ist. 1275 Anträge für Wiederaufbauhilfe hat die Landesbank bis heute aus Trier erhalten. 1178 sind bewilligt worden. Das Gesamtvolumen der Bewilligungen von bis zu 80 Prozent der Gebäudeschäden: 36,1 Millionen Euro.

„Wir wissen, dass die digitale Antragstellung besonders für ältere Menschen ein Problem sein kann“, hat Graz bei der Gesprächsrunde vor dem Rundgang im noch immer täglich besetzten Beratungszelt an der Kirche zu bedenken gegeben. Dorthin kommen bis heute auch Menschen, die noch nichts von den angebotenen Hilfen des Landes und der Wohlfahrtsverbände wissen oder noch keine Anträge gestellt haben. Hans-Peter Behr zeigt stolz das sanierte Innere seines Hauses. „Ich habe alles selbst wieder in Schuss gebracht“, sagt er. Die Zerstörungen durch das Wasser seien schlimm gewesen. „In meinen drei Kellerräumen sind mir Sachen für mehrere 100.000 Euro kaputtgegangen.“ Geld hat er vor allem von der Haushaltsbeihilfe der Diakonie für den Ersatz von Einrichtungsgegenständen bekommen. Er ist mit der problemlosen Abwicklung der Hilfe zufrieden, spricht Andrea Martini vom Fluthilfeteam vertraulich als „, dat Mädchie“ an.

Wenige Meter weiter reinigt Meikel Höwer das Pflaster vor seinem Haus in der Oberstraße. Auch er gibt gerne Auskunft. „Wir hatten einen Elementarschaden am Haus und haben Hilfe bekommen, auch von der ISB.“ Ein Jahr habe die Kernsanierung gedauert. Inzwischen ist die Fassade wie neu, und auch im Innern des Gebäudes erinnert nichts mehr an die Flutkatastrophe, die im Juli 2021 den kompletten Altort getroffen hat. Der Stolz und die Freude über die gelungene Sanierung ist ihm ebenso anzusehen wie seinen Nachbarn.

Allerdings herrscht nicht überall im Ort soviel Optimismus. Viele Gebäude dort sind noch nicht vollständig saniert. Vor allem in den Gebäuden mit alten Sandsteinmauern halten sich Feuchtigkeit und die Reste von ausgelaufenem Heizöl.

Mihaela Milanova, die ebenfalls zum Diakonie-Team gehört, kennt fast alle Betroffenen. „Viele Häuser müssen noch abgerissen werden“, glaubt sie. Mit Andrea Martini und zwei weiteren Teammitgliedern teilt sie sich auch die aufsuchende Arbeit in Ehrang, Kordel und den anderen betroffenen Orten in den vier Landkreisen der Region. Neben älteren und kranken Menschen hätten auch viele Betroffene mit Migrationshintergrund Probleme damit, die Anträge korrekt zu stellen, sagt die ehemalige Vorsitzende des Beirats für Migration. Sie sei gut vernetzt. „Das hilft.“

ISB-Abteilungsleiter Folker Gratz versichert, dass die Frist für die Beantragung von Schäden um weitere zwei Jahre auf Mitte 2026 verlängert worden sei. Er betont, es müsse von den Betroffenen nicht alles mit der Versicherung geklärt sein, um einen Antrag zu stellen. „Bei uns ist das Hauptthema inzwischen aber der Abruf der Mittel.“ Noch immer kämpfe die Landesbank mit „den Graubereichen der Verwaltungsvereinbarungen“ zur Fluthilfe. „Die einfachen Fälle sind durch“, versichert er. „Wenn es mit der Bearbeitung etwas länger dauert, dann liegt das in der internen Abstimmung mit dem Ministerium. Wir wollen immer das Beste für die Antragsteller erreichen.“

Im Kreis Trier-Saarburg waren von der Flut Orte an der Sauer, besonders aber Kordel betroffen, das die Delegation von ISB und Diakonie ebenfalls besucht. 413 Anträge für Wiederaufbauhilfe aus dem Kreis haben die ISB erreicht. 369 davon wurden bislang bewilligt. Auch hier liegt die Summe der Bewilligungen mit 17,2 Millionen Euro deutlich über der Summe der Auszahlungen (7,5 Millionen Euro). Das liegt daran, dass die bewilligte Hilfe zunächst nicht vollständig ausgezahlt wird. Der Restbetrag erfolgt nach Einreichung der Renovierungsbelege.

Die ISB übernimmt bei Gebäudeschäden bis zu 80 Prozent der Kosten. Die Fluthilfe der Diakonie trägt bis zu 25.000 Euro der verbleibenden 20 Prozent. Dafür sind bislang 890.000 Euro in die Region Trier/Eifel geflossen. Hinzu kommen weitere 1,18 Millionen Euro für die Wiederbeschaffung von Einrichtungsgegenständen. Einer von 300 Antragstellern dafür war Hans-Peter Behr aus dem Haus in Ehrang mit der Jahreszahl 1793.

Kontakte für die Fluthilfe

Im Beratungszelt an der Kirche St. Peter in Ehrang teilen sich mehrere Wohlfahrtsverbände die Hilfe für Betroffene. Dabei geht es unter anderem um Hilfe bei ISB-Anträgen, psychosoziale Betreuung und Hilfen für die Wiederbeschaffung von Haushaltsgegenständen.

  • Caritas: fluthilfe@caritas-region-trier.de, Telefon 0651/94873-490.
  • Diakonie: milanova@diakoniehilft.de; martini@diakoniehilft.de; Telefon 0651/2090043; 0651/2090080.
  • Malteser: fluthilfe-trier@malteser.org; Telefon 0651/14648-41 oder -13.
  • Deutsches Rotes Kreuz: hochwasserhilfe@kv-trier-Saarburg.drk.de; 0175/1112837 oder 0151/53173518.
  • Arbeiter-Samariter-Bund: hochwasserhilfe@asb-trier.de; Telefon 0651/99522650.

Teilen

Zurück