Ziel der Initiatoren war es, durch eine bessere Vernetzung der unterschiedlichen Akteure aus den Bereichen Katastrophenvorsorge und Katastrophenhilfe auch im Falle naturbezogener Gefahrenlagen jederzeit gewappnet zu sein.
Die Naturkatastrophe vom Juli 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und die damit verbundenen und bis heute andauernden Auswirkungen hätten deutlich gemacht, wie wichtig es ist, den Bevölkerungsschutz in Deutschland zu stärken, um gut auf Extremwetter vorbereitet zu sein, so die Initiatoren der Konferenz.
Leitungs- und Führungskräfte aus Hilfsorganisationen, Wohlfahrtsverbänden, Gruppen der ungebundenen Helfer sowie den Bundes-, Landes-, und Kommunalbehörden tauschten sich unter dem Motto „Gemeinsam stark in Katastrophen“ zum zukünftigen Umgang mit Naturkatastrophen aus.
Die Wiederaufbaubeauftragte des Landes, Staatssekretärin Nicole Steingaß aus dem Ministerium des Innern und für Sport, erinnerte an die Tage nach der Naturkatastrophe. „Viele von Ihnen waren damals im Einsatz. Viele von uns haben Erinnerungen und Bilder im Kopf. Manche haben Dinge erlebt, die wir nur aus Erzählungen unserer Großeltern kannten. Zerstörung, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit der ersten Tage waren für uns, die wir in der Nachkriegszeit lebten, unvorstellbar.“ Der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft der gesamten Bevölkerung, der Bundes-, Landes- und Kommunalbehörden, der "Blaulichtfamilie" sowie zahlreicher Verbände und Organisationen hätten es ermöglicht, die größte Naturkatastrophe der Nachkriegsgeschichte zu bewältigen, so Steingaß.
Die Staatssekretärin machte aber auch klar. „Der Klimawandel macht keine Pause und wir müssen uns bewusst sein, dass uns extreme Wetterereignisse auch in Zukunft vor neue Herausforderungen stellen werden. Auf Starkregen, Überflutungen, Dürren, Hitzestress werden wir uns vorbereiten müssen. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass wir uns bestmöglich auf diese Bedrohungsszenarien einstellen.“
Das Land Rheinland-Pfalz stelle den Brand- und Katastrophenschutz mit einer umfassenden Reform auf eine neue Grundlage. „Unser Ziel ist es, noch besser auf den Ernstfall vorbereitet zu sein. Wir passen gesetzliche Grundlagen an, stärken die kommunalen Strukturen vor Ort und investieren in Ausbildung, Ausrüstung und Infrastruktur. Zudem setzen wir uns für eine länderübergreifende Zusammenarbeit ein.“
Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg sei die Einrichtung eines zentralen Landesamtes für Brand- und Katastrophenschutz, das Anfang des kommenden Jahres seine Arbeit aufnehmen werde. „Zudem wollen wir noch in diesem Jahr ein Lagezentrum in Koblenz eröffnen, das rund um die Uhr im Einsatz sein soll. Dieses Zentrum ermöglicht es uns, die Lage im Bevölkerungsschutz landesweit proaktiv zu beobachten und zu analysieren. Hier laufen im Ernstfall alle relevanten Informationen zusammen und werden zu einem umfassenden Lagebild des Landes zusammengeführt. Dadurch verbessern wir die Kommunikation, die Ressourcenplanung und die Zusammenarbeit aller Einsatzkräfte.“
Das Land will aber auch das Bewusstsein für mögliche Katastrophenlagen und die Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung stärken. „Auch das ungebundene, zeitlich begrenzte Ehrenamt hat in bestimmten Einsatzlagen ein enormes Potenzial, und wir möchten Spontanhelferinnen und -helfer besser einbinden und unterstützen. Dafür werden wir eine Internet-Plattform einrichten, die als Wegweiser und Informationsplattform dienen soll.“
Die Fluthilfekonferenz helfe dabei, sich zu vernetzen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. „Es ist wichtig, dieses Hilfsnetzwerk kontinuierlich zu pflegen, auszubauen und zu verbessern“, so die Staatssekretärin.
Anke Marzi, Vorstandsvorsitzende des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz erklärte bei der überregionalen Zusammenkunft: „Bereits in der Akutphase waren wir gemeinsam mit vielen Partnerinnen und Partnern vor Ort, um Hilfe zu leisten. Aktuell sind wir mit weiteren Hilfsorganisationen sowie Wohlfahrtsverbänden nach wie vor in den betroffenen Regionen im Bereich des Wiederaufbaus im Einsatz. Da jederzeit mit Naturereignissen dieser Größenordnung zu rechnen ist, geht unser Blick auch in Richtung Zukunft. Denn es gilt gut auf Vorkommnisse dieser Art vorbereitet zu sein und vorhandene Strukturen weiter auszubauen.“