30 Zentmeter hoch stand das Flutwasser der Prüm am 15. Juli 2021 im Gebäude. Eine Betreuung der damals 72 Kinder war vorerst nicht mehr möglich. Schnell fanden sich Mitarbeitende der KiTa, Eltern und Nachbarn zusammen, um erste Schäden zu beseitigen. Die nächsten Wochen und Monate sollten jedoch für alle – und besonders für die Kinder – zur großen Belastung werden. Während das KiTa-Gebäude bis in den Rohbauzustand zurückgebaut wurde, mussten immer wieder Ausweichorte in den umliegenden Gemeinden gefunden werden, um die Kinder so gut wie möglich zu betreuen.
Viel Unterstützung bei Notbetreuung
Doch auch außerhalb des Dorfes war die Hilfsbereitschaft groß. „Ob in Bickendorf, Rittersdorf, Nattenheim oder Bitburg – nahezu überall wurden wir, so gut es eben ging, bei einer Notbetreuung unterstützt“, erklärt Sabine Müller, die Standortleiterin der KiTa Wißmannsdorf. Nach mehreren Umzügen innerhalb weniger Monate konnte dann im Dezember 2021 eine dauerhafte Unterbringung in einer Bitburger KiTa organisiert werden, wo circa 50 der 72 Kinder bis zum Juli 2022 betreut werden konnten. Die Vorschulkinder fanden unterdessen ihr dauerhaftes Quartier in der Grundschule in Rittersdorf, wo sie bis zur Einschulung im Sommer 2022 geblieben sind.
Parallel trieben Ortsbürgermeister Rudolf Winter, Pfarrer Berthold Fochs von Seiten der Katholischen Kirchengemeinde als Eigentümer des Kindergartengebäudes und die Mitarbeiter des Bitburg/Trierer Architekturbüros von Joachim Schneider die Sanierungsarbeiten voran. Sie wurden hierbei tatkräftig unterstützt durch Marcell Hürtgen, Regionalingenieur des Bistums Trier, die Rendantin der Rendantur in Prüm, Simone Dederichs, Kita-Leitung und Vertreter der Katholischen Kita gGmbH als Betriebsträger und den Mitarbeiterinnen der Verbandsgemeinde Bitburger Land, an deren Spitze heute Bürgermeisterin Janine Fischer auf das Ergebnis der Hochwassersanierungsarbeiten blickt.
Den Rückbau als Chance genutzt
Fast täglich war man im Austausch. Rudolf Winter wirkte dabei oftmals als Bindeglied zwischen den verschiedenen Stellen: „Ohne diese gegenseitige Unterstützung und das Vertrauen ineinander hätten wir das so schnell nicht wieder hinbekommen.“ Schäden an Wänden, Fußböden, Estrich und Heizungsanlage zwangen zum Rückbau des Gebäudes. Und immer wieder tauchten neue Hürden auf. Veraltete Leitungen oder lange zurückliegende Schäden am Dachabfluss kamen zum Vorschein. Doch die Beteiligten nutzten den Rückbau als Chance. „Wir mussten baulich eingreifen, aber immer mit Weitblick, sodass unsere Arbeiten auch zukunftsorientiert und langfristig sinnvoll sind“, so Bauherr Pfarrer Berthold Fochs. Auch besonders dank der lokalen Handwerksbetriebe kamen die Arbeiten schnell voran.
Und so wurde die KiTa-Küche flächenmäßig vergrößert und komplett neu eingerichtet, eine neue Fußbodenheizung eingebaut und der Wasserablauf auf dem Dach umgebaut. Die alte Ölheizung wird im Zuge der Realisierung des Erweiterungsbaus durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ersetzt. Ein Konzept zum zukünftigen Hochwasserschutz ist mit bei einem Planungsbüro derzeit noch in Arbeit. Darüber hinaus sollen leihweise zwei Fertigcontainer zum Einsatz gelangen, um die im Zuge der Küchenerweiterung weggefallenen Räume zu kompensieren, sobald die hierfür notwendige Baugenehmigung der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm vorliegt.
Kosten in siebenstelliger Höhe
„Die Gesamtkosten des Projekts liegen momentan bei rund 840.000 Euro, werden sich bis zum Abschluss aller Arbeiten voraussichtlich noch auf einen siebenstelligen Betrag erhöhen. Vorerst wurden diese Gelder über das Bistum und die Kommune vorfinanziert, sollen aber über den Wiederaufbaufonds von Bund und Ländern zurück fließen“, erläutert Simone Dederichs von der Rendantur Prüm.
Seit dem Sommer ist die Wißmannsdorfer KiTa wieder im Normalbetrieb. Und man hat wieder Pläne. Bis in zwei bis drei Jahren soll ein Erweiterungsbau umgesetzt werden, an dessen Ende rund 105 Kinder in der naturnahen KiTa im angrenzenden Wald, an der Prüm und in einer modernen Kindertagesstätte wieder lernen und spielen können. Mit Blick auf die vergangenen 17 Monate betonen alle Beteiligten den wichtigsten Aspekt für ihren erfolgreichen Wiederaufbau: Nur gemeinsam kann es klappen.