| Wiederaufbau

„Wiederaufbau ist kein Sprint, sondern ein Marathon“

Ahrtal. Seine erste Dienstreise als neuer rheinland-pfälzischer Innenminister führte Michael Ebling an seinem vierten Arbeitstag im Amt ins Ahrtal. Und der Minister nahm sich Zeit, wollte sich im Detail über die Katastrophe und den Wiederaufbau informieren. „Eindrücke sammeln, zuhören, nachfragen, Vertrauen schaffen“, formulierte Ebling als Tagesmotto.

Ohne Presse und großen Begleittross begann er gemeinsam mit dem Leiter des Verbindungsbüros für den kommunalen Wiederaufbau im Ahrtal, Thomas Weimer, seine Erkundungsfahrt am Morgen an der Oberahr. Antweiler war die erste Station, wo ihn Ortsbürgermeister Peter Richrath begrüßte, um gemeinsam den Stand der Wiederaufbauarbeiten zu besprechen. Dabei stand die Sicherung eines Berghangs im Mittelpunkt, der abzurutschen droht. Auf der Höhe ist ein Unternehmen angesiedelt.

Ganzheitlicher Ansatz gegen Hochwassergefahren

Aber auch Fragen zum Hochwasserschutz und zur Hochwasservorsorge wurden erörtert. Ebling war sich mit dem Ortsbürgermeister Richrath einig, dass es eines ganzheitlichen Ansatzes braucht, um auf zukünftige Hochwassergefahrenlagen besser vorbereitet zu sein. Schließlich war es auch in Antweiler ein kleiner Bach, der Hühnerbach, der neben der Ahr große Schäden im Ort anrichtete.  

Wie die Flut auch an der Oberahr gewütet hatte, davon bekam der Innenminister in Schuld noch einen besseren Eindruck. Zahlreiche Häuser hatte das wilde Wasser zerstört und mit talabwärts gerissen. Über Insul, Dümpelfeld und Hönningen ging es weiter nach Ahrbrück. Hier forderte die Naturkatastrophe sieben Menschenleben. In Ahrbrück will man in Zukunft der Ahr mehr Platz einräumen. Deshalb soll am Ortsrand in Richtung Kesseling auf einem ehemaligen Industriegelände ein neues Wohngebiet entstehen. Eine neue Heimat für all diejenigen, die ihre bei der Flut verloren haben.

Kürzere Entscheidungswege

Am Tor zum mittleren Ahrtal traf sich Innenminister Michael Ebling  mit dem Altenahrer Ortsbürgermeister Rüdiger Fuhmann. Altenahr und seine Ortsteile Kreuzberg und Altenburg gehören zu den am schwersten betroffenen Gemeinden. Fuhrmann wünscht sich kürzere Entscheidungswege, um die geplante Ortsentwicklung zügig umzusetzen. Durch den Altenahrer Tunnel, hinter dem die Fluten ein zehn Meter tiefes Loch in die Bundesstraße gerissen hatten, ging es weiter nach Mayschoß, Rech, Dernau und Bad Neuenahr-Ahrweiler.

 „Der Besuch des Ahrtals und der persönliche Austausch mit den Verantwortlichen und den Betroffenen vor Ort war mir sehr wichtig. Das war für mich der Auftakt zu einer engen Zusammenarbeit, für die wir das gegenseitige Vertrauen und die gemeinsame Tatkraft brauchen“, sagte Ebling.

Gemeinsam nach Lösungen suchen

Das offizielle Besuchsprogramm im Ahrtal des neuen Ministers begann dann in der Kreisverwaltung Ahrweiler mit einem Sechs-Augen-Gespräch mit Landrätin Cornelia Weigand und der Wiederaufbaubeauftragten der Landesregierung, Innenstaatssekretärin Nicole Steingaß. Danach stand ein Austausch mit den hauptamtlichen Bürgermeistern des Kreises Ahrweiler an. Ihnen versprach er, sich für eine Verlängerung der Antragsfrist für Maßnahmen zum Wiederaufbau über den 30. Juni 2023 beim Bund einzusetzen. Und dass man gemeinsam nach Lösungen sucht, „bürokratische Hürden abzubauen und Wiederaufbaumaßnahmen mit Förderprogrammen besser zu verknüpfen“.  

Gemeinsam mit den Bürgermeistern besuchten Ebling und Steingaß dann die erst vor kurzem wiederhergestellte Turnhalle der Aloisius-Grundschule. Die Sportschule stand während der Naturkatastrophe im Juli 2021 rund zwei Meter unter Wasser. Die Sanierungsarbeiten sind inzwischen abgeschlossen, und seit einigen Wochen findet hier wieder Schul- und Vereinssport statt. Mit rund 1,3 Millionen Euro förderte das Land den Wiederaufbau der Sporthalle. Damit auch wieder nach besten Möglichkeiten gespielt, geturnt und gekickt werden kann, wurde die Sporthalle nach aktuellen Standards saniert.

Wichtiger Schritt Richtung Normalität

„Besonders für die Schülerinnen und Schüler aber auch für die vielen Sportvereine in Bad Neuenahr-Ahrweiler ist die Wiederinbetriebnahme der Sporthalle ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Normalität“, so Staatssekretärin Steingaß.

Über die Fortschritte in der Ahrweiler Altstadt informierte sich Innenminister Ebling zum Abschluss seines Tagesprogramms an der Ahr. „Ich verspüre tiefen Respekt vor dem bereits Erreichten und will den Wiederaufbau nach Kräften unterstützen. Dass der Wiederaufbau kein Sprint, sondern ein Marathon wird, ist aber auch allen Beteiligten klar“, sagte Innenminister Ebling.

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